Alexander Schweitzer: Pflegeversicherung zur solidarischen Vollversicherung umwandeln.
„Die Pflegeversicherung ist Schritt für Schritt zu einer solidarischen Vollversicherung auszubauen“, plädierte Alexander Schweitzer im Kreise von rund 50 Fachkräften aus der Pflege im katholischen Gemeindehaus in Osthofen. Damit vertrete er, so der rheinland-pfälzische Sozialminister, aktuell noch eine Minderheitenposition.
Schweitzer begründete seine Position im Beisein der Gastgeberin Kathrin Anklam-Trapp, pflegepolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag, mit einem ersten Argumentationsstrang: Obwohl die Pflegeversicherung nur einen Teil der Kosten bei Pflegebedürftigkeit decke, die Wirtschaft in den vergangenen Jahren gewachsen und die Arbeitslosenquote gering ausgefallen sei, habe das Corona-Virus den ersten Bundeszuschuss zur Pflegeversicherung erforderlich gemacht.
Weltweit fehlen sechs Millionen Pflegekräfte
„Es ist eine Aufgabe des Bundes in Berlin“, so Schweitzer, „die Pflegeversicherung für die Zukunft zu rüsten und zu reformieren“. Eine Zukunft, in der immer mehr ältere Menschen zu pflegen sein dürften.
Parallel werden viele heutige Pflegekräfte der sogenannten Baby-Boomer selbst in Rente gehen – und als Fachkräfte eine klaffende Lücke hinterlassen. Global betrachtet fehlen schon jetzt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sechs Millionen Pflegekräfte in Krankenhäusern, Pflege- und Altenheimen sowie in der ambulanten Pflege.
Land fördert Ausbildung
„Fachkräfte werden darum händeringend gesucht“, weiß Alexander Schweitzer. Selbst wer nach langer Kinderpause zurückkehren möchte, werde aus dem Stand und ohne Praktikum eingestellt, skizzierte er sozusagen eine Arbeitsplatzgarantie anhand eines ihm bekannten Fallbeispiels.
Um mehr junge Menschen für Gesundheitsberufe zu gewinnen, gewährt die Landesregierung ihm zufolge vorübergehend eine Pauschale in Höhe von 400 Euro pro Ausbildungsplatz an Privatschulen – sprich: die dortige Ausbildung wird gebührenfrei. „Das ist uns in diesem Jahr 2,2 Millionen und im kommenden Jahr sogar 4,5 Millionen Euro Landesmittel wert“, ergänzte Anklam-Trapp. Mittel- und langfristig sieht Schweitzer allerdings auch hier aufgrund des deutschlandweiten Bedarfs an Fachkräften den Bund in der Pflicht.
Nur zehn Prozent in Gewerkschaft
„Außerdem bedarf es attraktiverer Arbeitsplatzbedingungen“, bedauerte der Minister, dass etwa an freien Wochenenden allzu oft auf der Arbeit eingesprungen werden müsse. Als ebenso bedauerlich bezeichnete der Sozialdemokrat im gleichen Atemzug den geringen gewerkschaftlichen Organisationsgrad in der Pflege im Vergleich zum skandinavischen Raum oder alternativ etwa zu einem bekannten LKW-Produktionsstandort in Wörth.
Bevor sich Alexander Schweitzer Zeit für weitere Gespräche nahm, dankte Kathrin Anklam-Trapp allen Anwesenden sowohl für deren reges Interesse als auch für deren sinnstiftende Arbeit im Umgang mit pflegebedürftigen Menschen aller Altersklassen. Ihren regelmäßigen Austausch mit Pflegefachpersonal wird die Landtagsabgeordnete und pflegepolitische Sprecherin ihrer Landtagsfraktion weiterhin fortsetzen.
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